Die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen ist überlebenswichtig. Denn nur wer anpassungsfähig ist, erfüllt auch in schwierigen Zeiten Kundenanforderungen und bleibt am Puls der Zeit. PIEL – die Technische Großhandlung mit fünf Standorten in Deutschland – ist so ein Wandlungskünstler. 1918 gegründet, ging es damals noch um den Verkauf von Seifen, Waschpulver, Fetten und Wagenschmiere. Später wurde das Angebot erweitert. Bereits im Jahr 2000 ging PIEL als einer der ersten Online-Marktplätze für Industriekunden an den Start. Seither verkauft das Unternehmen aus einem Sortiment mit mehr als drei Millionen Artikeln Werkzeuge und Kleinteile wie Schrauben, Arbeitshandschuhe und vieles mehr an Industrieunternehmen. Mittlerweile ist PIEL mehr als ein Händler und versteht sich als Digitalisierungspartner seiner Kunden und Lieferanten; legt großen Wert auf Service und qualifizierte Fachberatung.
Wir von Unite haben mit Mario Ernst, Geschäftsführender Gesellschafter bei PIEL, gesprochen, warum Veränderungen wichtig sind und wie das Unternehmen aktuellen Herausforderungen begegnet.
Herr Ernst, die über 100-jährige Geschichte von PIEL ist geprägt durch Veränderungen. Was sehen Sie aktuell als Herausforderung?
Wir alle erleben gerade eine Zeit, die sich durch viele Veränderungen und auch Unsicherheiten auszeichnet: Klimawandel, Energiekrise und Rezession. Das sind wichtige Themen, die uns beschäftigen – aber auch vorantreiben. Zum Glück haben wir seit vielen Jahren starke Partnerschaften mit unseren Kunden und Lieferanten. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen, um auch in multiplen Krisen gut aufgestellt zu sein. Als Traditionsunternehmen haben wir uns außerdem bewusst entschieden, das Thema Klimaschutz in den Fokus zu rücken. Wir müssen alle gemeinsam etwas tun, daran gibt es keinen Zweifel. Klimaschutz ist wichtig, damit zukünftige Generationen weiterhin auf der Erde leben können. Wir haben uns deshalb gefragt, welchen Einfluss wir auf das Klima haben und wie wir unseren CO2-Fußabdruck verringern können. Seit 2019 unterstützen wir beispielsweise internationale Klimaprojekte zur Kompensation. Aber das war uns zu wenig. Als ehrbarer Kaufmann waren wir schon immer gemeinwohl-orientiert. Aus diesem Grund sind wir selbst aktiv geworden und haben eine gemeinnützige Initiative gegründet.
Sie haben 2021 mit WaldLokal eine Aktion ins Leben gerufen, bei der Sie Bäume pflanzen. Wie kam es dazu?
Als 2019 mit Greta Thunberg die Fridays-for-Future-Bewegung anfing, fragte mich meine neunjährige Tochter: „Warum macht ihr die Welt kaputt, in der wir leben wollen?“. Das hat mich nachdenklich gemacht. Gemeinsam mit Andrea Tigges, verantwortlich für Marketing und Personal bei PIEL, kam ich auf die Idee, mithilfe von Spenden, einen Beitrag zur lokalen Wiederaufforstung zu leisten. Die Wälder bei uns im Sauerland – wie in anderen Regionen auch – sind nach drei Dürrejahren mit Borkenkäferbefall in Folge in einem dramatisch schlechten Zustand. Teils musste großflächig gerodet werden. Die Landschaft ist seither oft nicht wiederzuerkennen. Wir haben deshalb die gemeinnützige WaldLokal gGmbH gegründet, um deutschlandweit Unternehmen, Vereinen, Schulen und Einzelpersonen für die Wiederaufforstung zu mobilisieren. So kann jeder mit seiner Spende zur nachhaltigen Wiederaufforstung der Wälder beitragen – unmittelbar vor der eigenen Haustür und dabei sogar selbst den Spaten schwingen. Mittlerweile ist die Anzahl unserer WaldLokale auf über 30 gewachsen.
Welchen Impact erreichen Sie mit WaldLokal?
Das Pflanzen von neuen Bäumen fürs Klima ist dann sinnvoll, wenn gleichzeitig der Schutz bestehender Wälder vorangetrieben wird. In der Regel können 4.000 Bäume pro Hektar (= 10.000 Quadratmeter) gepflanzt werden. Auf der WaldLokal-Fläche wächst klimastabiler Mischwald. Die Auswahl der Bäume erfolgt durch die örtlichen Forstämter, je nach Bodenbeschaffenheit und Verfügbarkeit der Setzlinge. Bäume können generell immer im Frühjahr und Herbst gesetzt werden – dann bietet der Boden optimale Voraussetzungen für ein erfolgreiches und langes Baumleben. Allerdings dürfen wir die Aufforstung nicht als Freifahrtschein sehen, um einfach weiter zu konsumieren und ungehemmt Treibhausgase auszustoßen.
Die Aufforstung ist wichtig im Kampf gegen den Klimawandel. Aber reicht das aus?
Die Wiederaufforstung ist eine Mammutaufgabe, die wir nur gemeinsam stemmen können, und sie ist sehr wichtig. Gleichzeitig müssen wir aber auch Treibhausgase vermeiden. Deshalb müssen der Ausbau und die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die absolute Reduktion des Energieverbrauchs die oberste Priorität haben.
In den PIEL-Standorten wird zertifizierter Ökostrom verwendet und die Energieeffizienz kontinuierlich überwacht und verbessert.
Durch Routenoptimierung in der eigenen Logistik, die Zusammenführung mehrerer Sendungen zu Sammelpackstücken und die bewusste Auswahl von DPD Driving Change als Logistikdienstleister für CO2-neutralen Versand tun wir auch viel für die Reduktion der Treibhausgase im Logistikbereich.
Ebenso ist es unser Bestreben, unsere eigene Firmenflotte immer grüner werden zu lassen und auf E-Fahrzeuge umzustellen. Ich beispielsweise nutze ein E-Fahrzeug. All diese Maßnahmen sind in unserer Umweltschutzrichtlinie enthalten, welche auch das Management nachhaltiger Ressourcen und Abfallreduzierung umfasst. Sie sehen, wir gehen das Thema im PIEL-Stil ganzheitlich und strukturiert an.
Wie gelingt es Ihnen, in Zeiten des Fachkräftemangels und multiplen Krisen ihr Team motiviert zu halten? Was haben Ihre Kunden davon?
Mit WaldLokal und anderen nachhaltigen Aktivitäten motivieren wir nicht nur andere zum Mitmachen, sondern auch unsere eigenen „PIELaner“. Sie fühlen sich so stärker eingebunden und das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Außerdem entwickeln wir kontinuierlich alle „PIELaner“ weiter, beteiligen sie monatlich am Deckungsbeitrag des jeweiligen Vormonats und erarbeiten neue Geschäftsmodelle. So haben wir mittlerweile ein eigenes PIEL-Content-Studio, produzieren unseren eigenen PIEL-Podcast und haben sogar eine App in der Entwicklung. So aktiv eingebunden, treiben unsere „PIELaner“ das Wachstum weiter voran und bieten unseren Kunden bessere Lösungen. Denn wir sind erst zufrieden, wenn sie begeistert sind.
Ein verändertes Kundenverhalten verlangt von Unternehmen neue Lösungen, um den Anforderungen der Kunden heute und auch in Zukunft gerecht zu werden. Wie gelingt Ihnen das und wie kann Ihnen Unite dabei helfen?
Wir sind heute ein anderes Unternehmen als vor 20 Jahren. Die größte Herausforderung ist und bleibt dabei die Veränderung im Kopf, sowohl beim Kunden als auch bei den eigenen Mitarbeitenden. Unsere Erfahrung ist: Wenn es gelingt, den Nutzen deutlich zu machen, dann ziehen die Menschen auch mit. Dabei stärken wir Altes und haben als Innovationstreiber den Mut, auch Neues zu wagen. Genauso ist es bei der Nachhaltigkeitsinitiative Sustainable Choice für Unite BusinessShops. Gemeinsam mit Unite haben wir uns der Aufgabe gestellt, unser Sortiment nachhaltiger zu machen. Wir haben bei unseren Lieferanten gezielt nach Produkten gefragt, welche die ambitionierten und von NGO-Expert*innen geprüften Kriterien erfüllen. Das Ergebnis ist ein spezieller Sustainable Choice BusinessShop, welcher ein nachhaltiges Sortiment, einen CO2-neutralen Versand sowie plastikreduzierte Verpackung garantiert. Das alles machen wir für unsere Kunden, die auf solche Kriterien zunehmend Wert legen. Denn Nachhaltigkeit spielt im Geschäft absolut eine Rolle. Gemeinsam mit unseren Kunden lösen wir die Probleme von morgen schon heute. So stellen wir uns langfristig auf und gehen gestärkt aus der Krise.
Über PIEL
PIEL ist ein technischer Großhandel mit Lösungen für die nächsten Generationen. Als über 100-jähriges mittelständisches Traditionsunternehmen hat PIEL sich bewusst entschieden, das Thema Klimaschutz in den Fokus zu rücken. Als Unterstützer der Allianz für Entwicklung und Klima ist PIEL bereits seit 2019 klimaneutral und trägt mit seiner lokalen Klimaschutzinitiative WALDLOKAL zur nachhaltigen Wiederaufforstung der heimischen Wälder bei.
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