Die Covid-Pandemie hat den Einkauf maßgeblich verändert: E-Procurement-Systeme werden stärker genutzt, dies trägt entscheidend zur Digitalisierung bei. Ebenso rückt das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda immer weiter nach oben. Unite hat mit Expert*innen über diese Entwicklungen gesprochen.
Neue Dynamik in der Einkäufer-Lieferanten-Beziehung
Unite Vorstandsmitglied Christel Constant sieht auf beiden Seiten Veränderungen. Sowohl Einkäufer als auch Lieferanten sind von Engpässen betroffen. Daher ist es von Vorteil, wenn man mit mehreren Lieferanten zusammenarbeiten kann (wie dies beispielsweise auf dem Mercateo Marktplatz und Procurement Portal möglich ist). Einkäufer tendieren auch dazu, ihre individuellen Lieferantenbeziehungen im Rahmen einer Single-Sourcing-Strategie aufzugeben und setzen stattdessen auf mehr Redundanz in Lieferantennetzwerken, also Multi-Sourcing-Strategien. Darüber hinaus nutzen immer mehr Lieferanten digitale Marktplätze, weil sie ihnen mehr Sichtbarkeit und Reichweite für ihre Produkte und Dienstleistungen bieten.
Dr. Marcell Vollmer, CEO of Prospitalia Group, ergänzt, dass das goldene Dreieck der Beschaffung aus Preis, Qualität und rechtzeitiger Lieferung zwar noch relevant ist. Es gibt allerdings einen neuen Aspekt zu beachten: das Risikomanagement. In der Vergangenheit basierte die Globalisierung darauf, dass die Produkte mit dem günstigsten Preis gekauft wurden, weite Transportwege waren unerheblich und wurden nicht berücksichtigt. Dies hat sich mit der Lieferkettenkrise verändert, der Fokus liegt heute auf der „Glokalisierung“. Dr. Vollmer beschreibt „Glokalisierung“ als Globalisierung mit dem richtigen lokalen Setup und damit trägt sie zur Nachhaltigkeit bei.
Veränderte Rollen: vom Kostensenker zum Problemlöser
Laut Christel Constant verändert sich aktuell auch die Rolle von Einkaufsexpert*innen und deren strategische Position im Unternehmen. War die Einkaufsabteilung früher für Einsparungen bekannt, hat sich dies in der Krise gewandelt. Mittlerweile gilt der Einlauf als wichtiger Problemlöser, ist er doch dafür verantwortlich, neue Lieferanten zu finden und in Zeiten von Knappheit den Nachschub an essenziellen Materialien und Rohstoffen für die Produktionslinie sicherzustellen.
Digitalisierung wurde vor Covid vor allem in weniger strategischen Purchase-to-Pay-Prozessen eingesetzt wie etwa für indirekte oder katalogbasierte Produkte. Unternehmen konnten dadurch ihre Effizienz steigern, Kosten senken und die Transparenz in ihrem Lieferkettenmanagement erhöhen.
Die Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung in allen Bereichen des Einkaufs ist. Unternehmen setzen nun darauf, einen Compliance-konformen dezentralisierten Einkauf umzusetzen. Denn indem sie ihre Endanwender in die Lage versetzten, Vorgaben-gerecht einzukaufen, kann sich die Einkaufsabteilung anderen strategischen Aufgaben widmen.
Dr. Vollmer beleuchtet die neuen Kennzahlen (KPIs) für den Einkauf nach Covid und geht dabei auch auf die wachsende Bedeutung von ESG-, Arbeitsschutz- und Nachhaltigkeitsstandards ein. Während es in der Vergangenheit hauptsächlich um harte Kosteneinsparungen ging, benötigen Unternehmen heute mehr Transparenz und Echtzeitmonitoring.
E-Procurement-Vorteile wie höhere Effizienz, Kosteneinsparungen oder verbesserte Lieferantenbeziehungen sind durch die Pandemie noch deutlicher geworden. Der Einkauf über digitale Marktplätze wird künftig noch essenzieller für die Beschaffung werden und Unternehmen eine sichere und effiziente Grundlage für ihre Geschäftsprozesse bieten.
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